An meine Gruppe

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So, jetzt möchte ich euch schreiben, was mich die letzten Wochen/Monate so reitet und warum ich mich so „unyogisch“ verhalte:

Vor Corona hatte ich eine sehr gut gehende Selbstständigkeit. Die war aufgeteilt auf Gruppenyogastunden, Einzelyogastunden, Firmenyogastunden und Yogaurlaube. D.h. ich hatte zwischen 10 bis 12 Yogaeinheiten/Woche und ca. 4-5 tolle Yogaurlaube/Jahr. Im 1. Lockdown hatte ich viel Glück und bin gleich online gegangen. Nach dem Lockdown war es relativ schnell wieder normal, die Leute sind ganz gut wieder gekommen. Die Yogaurlaube jedoch waren teils wenig gebucht  bzw. mussten abgesagt werden. Grundsätzlich gehört mein Geschäft zu den Dienstleistungen und es sagen immer wieder Leute ab. Das Problem kenn ich schon ganz gut und ich hab die Gruppenstunden so gelegt, dass ich damit unternehmenstechnisch gut umgehen konnte. Wer weiß, wie so ein Dienstleistungsunternehmen läuft und mit den vielen Absagen umgehen lernen muss, der weiß, wovon ich spreche. Ich ziehe den Hut vor ALLEN, die da ganz ohne Stress damit zurechtkommen.

Jetzt, nach dem 2. Lockdown, ist alles sehr verhalten. Alle meine Einzelstundenkunden sind weg (aber nicht, weil ich mich schlecht verhalten habe, sondern, meine Kunden melden sich einfach nicht mehr). Viele Yogis, die nicht online dabei waren, kommen gar nicht mehr (wegen Stress, kurzfristigen Impf-Problemen und vielerlei anderen Gründen). Eine Firmenyogastunde darf ich erst im Juli wieder halten, im August muss ich aussetzen (weil alle im Urlaub sind), im September darf ich wieder kommen. So sind aus meinen 10-12 Stunden 4/5 Stunden geworden mit immer denselben Leuten, die mir die Stange halten. Von den Yogaretreats schreib ich am Besten gar nicht mehr.

Wenn ich eine Gartenyogastunde ausschreibe, bekomm ich natürlich viele Zusagen und viele von euch empfehlen meine Stunden weiter. Das finde ich erfreulich und ich bin dankbar dafür. Was ihr oft nicht seht ist, wie viele dann wieder kurz davor absagen. Die Gründe sind verständlich und vielfältig. Die meisten Absagen verrechne ich nicht. Ich mache mir aber seit Monaten große Sorgen um meine Selbstständigkeit, weil ich mit 4-5 Yogastunden meine Kosten nicht decken kann und natürlich auch Gedanken, wie es im ungewissen Herbst weitergehen kann.

Leider ist es dann so, dass mir jede Absage in der Seele weh tut. Und sie kommen unaufhaltsam: per SMS, per WhatsApp, sogar per Post. Ich hab dann das Gefühl, alles andere ist wichtiger als mein Yoga (was es natürlich auch ist und das ist ok). Aber das triggert mich und macht mich nur noch verzweifelter.

Es tut mir unendlich leid, dass ihr meinen Kummer mit- und leider auch ab-bekommt. Ich wäre so gerne eine lächelnde, freundliche und perfekte Unternehmerin, die ihre Kunden stets richtig behandelt. Stattdessen fühle ich mich gerade, wie viele andere in meiner (oder einer ähnlichen) Branche, sehr oft als Versagerin und am Rande meiner Existenz.

Trotzdem bin ich all denen, die während der Lockdowns online dabei waren und mich dadurch unterstützt haben, zutiefst dankbar. Ich hatte eine Aufgabe und das war für mich lebensnotwendig. Und allen, die den Weg wieder zu mir gefunden haben, bin ich auch sehr dankbar, dass sie sich die Zeit für sich (und mich) wieder nehmen.

So hoffe ich, dass sich alles in den nächsten Monaten wieder stabilisiert und sowohl mein Yogaunterricht als auch mein Leben wieder in ruhigeren Bahnen läuft.

Liebe Grüße

Astrid

 

PS.: Wegen der so oft angepriesenen Beihilfen: Bis vor kurzem wußten wir gar nicht, ob wir über den Sommer überhaupt noch etwas erhalten. Die Regierung ist ja davon ausgegangen, dass wir uns jetzt wieder selber erhalten können. Mit den strikten Maßnahmen und dem zögerlichen Verhalten der Menschen geht das aber leider nicht. Seit kurzem wissen wir, dass wir die Hälfte der Beihilfen bis September bekommen. Es ist gerade soviel, dass wir hoffentlich überleben können.

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eine ältere Person macht eine Yogapose, eine weitere Person unterstützt dabei